KINDER- UND JUGENDBUCH SCHREIBENWas macht ein gutes Kinderbuch aus? Die Autorin Anna Kerkel wertet die bestehende Kinder- und Jugendbuchliteratur aus Der Ratgeber „Wissen kompakt für Autoren: Kinder- und Jugendbuch Schreiben“ |
Anna Kerkel 13,2 cm x 21 cm, Softcover |
Vorwort
Die Frage, was einen guten Text ausmacht, existiert nicht erst seit den amerikanischen
Creative-Writing-Kursen, die hierzulande eher kritisch beäugt werden, als dass ihnen
ernsthafte Kompetenz zugetraut werden würde. Seit Lessing, Goethe und Schiller (man
kann die Liste noch endlos fortführen) denkt man bei dem Wort Dichter für gewöhnlich
an das musengeküsste Genie, das innerhalb einer Nacht ein epochales Meisterwerk
verfasst. Doch nicht nur die Biografien der Dichter lassen diese Genie-Musen-Theorie
in einem zweifelhaften Licht erscheinen, denn auch Lessing, Goethe, Schiller und
zahlreiche andere Autoren befassten sich eben mit genau dieser Frage: Was macht
einen guten Text aus? Eigentlich kann man sagen, dass diese Frage so alt wie die
Dichtung selbst ist. Nichts anderes als den Versuch, eine Antwort zu geben, stellt bereits
in der griechischen Antike die aristotelische Poetik dar – oder später Lessings „Hamburgsche
Dramaturgie“, ebenso wie die theoretischen Schriften von Goethe oder Schiller. Es scheint
also Regeln zu geben, nach denen Literatur funktioniert. Regeln, nach denen man zwischen
einem guten und einem schlechten Text unterscheiden kann – nichts Anderes ist Literaturkritik.
Warum sollte man sich als Autor nicht mit diesen Regeln befassen? Weil es nach gängiger
Meinung einfach ist, ein Kinderbuch zu schreiben. Eltern erzählen ihren Sprösslingen
Geschichten. Worin sollte das Problem liegen, sie niederzuschreiben?